Wenn eine Mutter geboren wird

Mit jedem Baby das auf die Welt kommt, wird auch eine Mutter geboren. Und das bedeutet für jede Frau, dass sie erstmal nicht mehr Frau ist, sondern eben Mutter. Die Veränderung, die das Leben mit Kind mit sich bringt, hat nicht mehr viel mit dem Leben zu tun, dass wir Frauen vor der Geburt gelebt haben. Vielleicht waren wir Ehefrau, Geliebte oder Freundin. Wir waren abenteuerlustig, spontan und flexibel. Jetzt sind wir "einfach" Mutter und alles andere tritt in den Hintergrund. So wie wir unseren Kindern das Leben geschenkt haben, schenken auch sie uns ein neues Leben.

 

Kein Wunder, dass viele Männer Angst davor haben, Kinder zu bekommen. Und irgendwie ist es wohl auch kein Wunder, dass sich so viele Paare in den ersten Jahren nach der Geburt trennen. Nichts ist mehr so wie es war. Und diese Veränderung scheint für viele Männer noch sehr viel dramatischer zu sein als für uns. Wir haben das Baby bekommen und unser Partner hat seine Frau verloren. Wir sind es, die eine göttliche Erfahrung machen durften. Wir sind Teil der Schöpfung! Unser Kind reifte in uns, durch uns. Wir haben ein neues Leben erschaffen. Und schon seit dem Tag der Befruchtung wachsen wir mit unserem Baby mit. Wenn wir es anschauen, blicken wir immer auch auf uns selbst.

 

Für viele Männer ist die Tiefe dieser Gedanken nur schwer nachzuvollziehen. Sie sehen einfach, dass wir nicht mehr die Frau sind, die wir vorher einmal waren. Das können wir auch gar nicht sein. Wir sind um eine göttliche Erfahrung reicher geworden. Unser Lebensmittelpunkt unser Baby ist. Natürlich möchte ich hier nicht verallgemeinern, da es sicherlich auch viele andere Formen des Zusammenlebens mit Kindern gibt. Doch klar ist, wer sich hauptsächlich um das Baby kümmert, schenkt diesem schutzbedürftigem Wesen normalerweise seine 100%ige Liebe und Aufmerksamkeit. Es ist nicht leicht, nochmal genauso viel Liebe für den Partner aufzubringen bzw. diese Liebe immer auch zu zeigen. Da fühlt sich Mann verständlicherweise schnell vernachlässigt, was es uns Frauen nicht unbedingt leichter macht. Man kann und sollte unseren Männern dafür keinen Vorwurf machen. Sicher wäre der ein oder andere bereit oder sogar sehr glücklich, könnte auch er nur einmal in das Gefühl eintauchen, dass eine Mutter erfüllt, wenn sie ihr Baby stillt oder einfach nur liebevoll im Arm hält.

Zusammen mit unserem Kind erfahren wir Zärtlichkeit und bedingungslose Liebe genauso wie schlaflose Nächte, unzählige volle Pampers und Kinderkrankheiten. Und wir werden uns bewusst, was es wirklich heisst, Verantwortung zu übernehmen. Wir entdecken ganz neue Seiten an uns. Koordination und Organisation sind plötzlich das A und O, denn das Leben stellt uns vor bisher ungeahnte Herausforderungen.


Während der Schwangerschaft durchlebten wir die unterschiedlichsten Phasen. Freude, aber auch Sorgen und Bedenken. Wir fühlten uns himmelhoch jauchzend und dann wieder zu Tode betrübt. Manchmal hatten wir vielleicht auch ein bisschen Angst. Alles drehte sich um den Tag der Geburt. Wie wird es wohl sein, diesem neuen Wesen das Leben zu schenken? Ich weiss noch ganz genau, dass meine Vorstellungskraft nicht viel weiter als bis zu diesem großen Tag reichte. Und niemand wusste, wann es endlich soweit sein wird. Ich dachte, damit werde ich auf jeden Fall die größte Hürde überwunden haben. Doch mittlerweile weiss ich: die eigentliche Arbeit fängt erst nach der Geburt an. Denn eine Mutter ist einfach immer zur Stelle. Es gibt eigentlich keine wirkliche Pause vom Muttersein.

 

Spätestens, wenn die Geburt eines Babys einige Wochen her ist, kommt aber irgendwann die Zeit auch wieder an sich selbst zu denken. Dann kommt die Zeit, in der alle Reserven langsam versiechen. Die Tage und Nächte werden zunehmend anstrengender, weil wir die andauernde Anspannung irgendwann nicht mehr so gut wegstecken. Hinzukommt, dass der Körper Höchstleistungen vollbracht hat. Und das sieht man natürlich auch. In neun Monaten hat sich unser gesamtes System auf die Geburt unseres Babys vorbereitet. Wir sind sehr viel weicher geworden und finden sehr wahrscheinlich auch das ein oder andere überflüssige Fettpölsterchen. Dieses neue Erscheinungsbild zu akzeptieren fällt den meisten von uns nicht ganz leicht. Und das Gefühl einer stabilen Mitte kennen wir kaum noch. Weder physisch, weil die gesamte Bauchmuskulatur verschwunden ist. Noch seelisch, denn an die Stelle unseres Selbst ist nun dieses kleine Wunderwerk Mensch getreten, dass unsere ganze Aufmerksamkeit und Liebe braucht. Das "ich bin" kommt viel zu kurz.

Ich finde es essentiell, dass frischgebackene Mütter sich so früh wie möglich den Freiraum nehmen um sich in ihrem Körper wieder wohl fühlen zu können. Denn was eine Mutter täglich leisten muss ist wirklich nicht zu unterschätzen. Vor allem, weil man nie weiß, was gleich passiert. Unsere Babys durchlaufen unzählige Entwicklungsphasen und immer wieder denkt man, jetzt wird`s ruhiger, doch dann kommt direkt der nächste Schub, die nächste Grippe, ein Zähnchen oder Stress mit dem Partner. Das zerrt manchmal ganz schön an den Nerven. Eine starke innere Mitte verhilft uns zu mehr Ruhe und bringt uns das Durchhaltevermögen um auch in anstrengenden Situationen, entspannt zu bleiben. Und genau das brauchen unsere Kinder und unsere Partner.

 

Wenn du einen Menschen an deiner Seite hast, der das Abenteuer Baby mit dir durchstehen möchte, dann bitte Ihn um Unterstützung, so dass du dir öfter mal eine Auszeit gönnen kannst. Auch wenn sich dein Partner mehr Zeit mit dir wünscht, kommt es ihm am Ende sicherlich auch zugute, dir einfach mehr Raum zu geben, damit du dich selbst erst einmal wieder mehr spürst, dir selbst wieder näher bist. Erst dann hast du die Power um dich auch wieder mehr um deinen Partner zu kümmern.

 

Die folgende Yogasequenz unterstützt dich darin, deinen Körper zu kräftigen und deiner Seele ein wenig Ruhe zu gönnen. Sie ist relativ intensiv, und wenn deine Geburt noch nicht so lange zurückliegt, solltest du sie nur in Absprache mit deinem Arzt oder deiner Hebamme üben. Sei achtsam mit dir und überfordere dich nicht.

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